Geschichte

Der Urvater Ziegenhahn’scher Waffenproduktion war Alfred Ziegenhahn, der 1875 in Rotha im Südharz geboren wurde. Er war der älteste Sohn eines Bauern und hatte noch sieben Geschwister, drei Brüder und vier Schwestern.

Nach damaligem Erbrecht bekam der jüngste Sohn den Hof; so mussten sich die Älteren eine Lehrstelle suchen oder als Knecht auf einen anderen Hof gehen.

Ein Verwandter hatte auf der "Walz” in Suhl ein Mädchen kennengelernt und geheiratet. Dieser Herr Ullrich besorgte dem Alfred und seinem Bruder Hermann eine Lehrstelle in Suhl bzw. in Suhl-Heinrichs.

Alfred ging ab 1889 in die Lehre als Büchsenmacher zu Schmidt & Habermann. Wie lange die Lehre dauerte, ist nicht bekannt.

Hermann wurde Sattler, wohnte in Albrechts und arbeitete bei Simson. Alfred blieb auch als Geselle bei Schmidt & Habermann, denn die Büchsenmacher waren nicht daran interessiert, dass die Erfahrungen im Waffenbau in andere Gegenden gebracht wurden.

Die Verschärfung des Waffengesetzes durch die Weimarer Republik machte es notwendig, den Schritt in die Selbständigkeit zu tun. Es war eine Konzession notwendig, um Waffen herstellen zu dürfen.

Außerhalb seiner Arbeitszeit bei Schmidt & Habermann stellte Alfred in einer kleinen Werkstatt in seinem Wohnhaus Waffen her und tüftelte Patente aus.

Seit 1911 gab es auch eine Zusammenarbeit mit der Firma ”Heinrich Diem” in Benshausen. Aus dieser Zeit stammt auch das Warenzeichen "Zi-Di”. Für einen Kugel-Viehschussapparat erhielten sie auch eine Silbermedaille des Tierschutz-Vereins Köln.

Alfred hatte sich bis 1922 bei der Firma Schmidt & Habermann bis zum Meister qualifiziert. Auch sein Sohn Fritz hatte die Lehre von 1917 – 1920 dort absolviert und die Fortbildungs- und Büchsenmacherfachschule bis 1921 mit bestem Abschluss besucht. Am 29.09.1923 legte Fritz seine Meisterprüfung ab.

Am 01.01.1923 machte sich Alfred Ziegenhahn selbständig. Einer der ersten Aufträge war der Umbau der Pistole "Parabellum”, Kaliber 7,65 (Versailler Vertrag), wieder auf die deutsche Ordonnanzpatrone von 9mm 08. Es handelte sich um 30.000 Stück, die für die Reichswehr bestimmt waren. Weiter ging es dann mit einem KK-Sportgewehr Modell A, B, C und D. Es hatte einen patentierten Verschluss mit Auswerfereinrichtung. In der Folge wurden dann Kipplauf-, Block-, und Repetiergewehre sowie Pistolen hergestellt.

Nun wurde die Werkstatt zu klein und man zog um ins "Rode-Bächle” in Suhl. Hier be schäftigte Alfred die ersten Gesellen. Später, noch vor dem Zweiten Weltkrieg, soll die Belegschaftsstärke bis zu 14 Mann betragen haben.

Die zweite Verschärfung des Waffenrechts in der Weimarer Republik kam 1928 mit der Aufzeichnungspflicht, das heißt, mit der Einführung des Waffenhandelsbuches und des Waffenbuches. Diese sind über die Kriegswirren und die Besatzungszeit erhalten geblieben. Das Waffenbuch beinhaltet die Herstellung von Waffen und beginnt am 01.10.1928 mit der Waffennummer 427 für eine Büchse. So ist heute durch diese lückenlose Dokumentation die gesamte Produktion zu belegen.

1931 war dann auch die Werkstatt im Suhler "Rode-Bächle” zu klein und es ging zum "Soag Jäger” auf den "Sack”. Das ist die Bezeichnung für die Hofleitengasse, bevor Herr Bornmüller den Weg zu seinem Türmchen hat bauen lassen.

In den 30er Jahren wurde nach einem Patent von Alfred Ziegenhahn die "Zi-Di” Büchse im Kaliber 5,6 x 35 R mit einem Fünfschuss-Magazin gefertigt und zwar in Zusammenarbeit mit der Firma Diem aus Benshausen, die die "Zi-Di” Büchse unter ihrem Namen und ihrer Nummerierung vertrieb, obwohl sich die Hauptproduktion in der Hofleitengasse befand.

Hauptsächlich seinem Sohn Fritz war es zu verdanken, dass die Werkstatt mechanisiert wurde. Mit Hilfe der Maschinen war es ihm sogar möglich, sein Hobby zu verwirklichen und ein Motorrad selbst zu bauen (schon 1925).
Auch die Pistolenherstellung war mehr als ein Hobby von Fritz, denn schon sein Meisterstück war eine Selbstladepistole Kaliber 7,65 Br.
Während des Zweiten Weltkrieges wurden in der Werkstatt Hofleitengasse Korne für das 98er-Gewehr und das Fallschirmjäger-Maschinengewehr gefertigt. Zu dieser Zeit haben Alfred, ein Einrichter, drei bis vier "Arbeitsmaiden” und ein "Läufer” (Wegebesorger) dort gearbeitet. Fritz war dienstverpflichtet bei der Firma Heinrich Krieghoff in Suhl. Er war im Gesenkbau, in der Fräserei und auf dem Schießstand tätig.

Mit dem Kriegsende 1945 lag die Waffenproduktion am Boden. Die fertigen Waffen aller Büchsenmacher mussten bei den amerikanischen Besatzungstruppen abgegeben werden. Diese suchten sich aus, was ihnen gefiel, und die übrigen Waffen wurden in der Gothaer Straße vom Markt bis zur Einmündung Schmiedefelder Straße (ca. 250m) halb auf den Bürgersteig und halb auf die Straße gelegt. Ein Panzer rollte darüber hinweg und die Zerstörung war perfekt. Wie viele Waffen zerstört wurden ist nicht zu schätzen – sie lagen bis zu sechs Stück übereinander.
Gleichfalls musste die Munition abgegeben werden. Sie füllte zwei große dreiachsige Lastkraftwagen. Sie wurde in das Rückhaltebecken in der Suhler Schweiz gekippt, wo sie später (Ende der 50er Jahre) voll funktionsfähig wieder geborgen werden konnte.

Alfred starb 1946. Der Betrieb wurde von Fritz weitergeführt, der bei Null neu beginnen musste. Allerdings durften keine Waffen hergestellt werden. Im selben Jahr ereignete sich eine Sturmkatastrophe und der Wald um Suhl brach zusammen. Das Bruchholz konnte auch mit größtem Einsatz nicht aufgearbeitet werden, und so kam auch noch eine Borkenkäferplage hinzu. Das Überangebot an Brennholz machte es notwendig, Sägen und Sägeblätter herzustellen. Auf diese Weise wurde der Betrieb bis 1952 über Wasser gehalten.

1952 begann dann die Waffenproduktion wieder mit einem Auftrag über KK-Schnellfeuerpistolen Kaliber .22 Short. Zeitgleich trat der Sohn Rolf, geboren 11. 06. 1937, aus der zweiten Ehe mit Emilie Beck, seine Lehre bei Kurt Hollandt an. Dieser war ein hervorragender Systemmacher, der bei der Firma Krieghoff im Lehrenbau gearbeitet; und sich nach dem Krieg selbständig gemacht hatte.

1955 nach seiner Lehrzeit kam Rolf zurück in den väterlichen Betrieb, wo er mit einem älteren Gesellen (Werkzeugdreher), der auch bei Krieghoff gearbeitet hatte, die Vorrichtungen und die ersten Schnellfeuerpistolen "Olympia” .22 kurz fertigte.
Kaum dass Rolf so richtig Fuß gefaßt hatte, starb Fritz am 25. März 1957. Rolf musste, damals erst 19-jährig, den Betrieb übernehmen.

Seine Meisterprüfung konnte er erst später, am 30.11.1959, ablegen.

Neben der Schnellfeuer-Pistole wurde noch eine Sportpistole .22 Ir gefertigt. Diese war die erste eigene Konstruktion von Rolf. 

1961 wurde die Produktion umgestellt auf einen Sportrevolver, der für die olympische Disziplin "Moderner Fünfkampf” verwendet wurde. Die Produktion dieser Waffe lief bis 1969.

Mit der Konstruktion der Ziegenhahn Standardpistole Model IV (Entwicklung 1969 - 1971) leitete Rolf eine neue Generation von Sportpistolen ein. Obwohl mit Patenten abgesichert, gelang es allen anderen Herstellern, die Patente im Wesentlichen zu umgehen.

Die Pistole wurde bis 1982 gebaut und dann von dem Modell 5005 abgelöst. In diese wurden ein Laufschwingungsdämpfer und ein Verschlussdämpfer installiert. Mit diesen innovativen Einrichtungen, die geheim gehalten wurden (kein Patent), da sie von außen nicht sichtbar waren, wurden auf Anhieb mit 100 Pistolen Trefferbilder von 14 mm umschließend erreicht. (vorher 20 mm)

1983 verstarb der Inhaber des Betriebes, der die Holzgriffschalen für die Pistolen Modell 5005 vorfertigte. Ein anderer Betrieb wurde für diese Arbeit nicht gefunden. Die Sportgeräte-Entwicklung in Berlin fertigte dann Griffe aus geschäumtem Kunststoff, die zu ungenau und auch in der Qualität nicht in Ordnung waren. Die Produktion der Pistolen wurde 1984 eingestellt.

1981 stellte Rolf einen Lehrling ein und dieser wurde nur auf Kipplauf-Waffensysteme ausgebildet. Fortan fertigte die Fa. Ziegenhahn wieder Langwaffen. Daneben wurden Waffenteile in Kooperation für das in Suhl ansässige Jagdwaffenkombinat hergestellt.

Am 10. April 1990 legte Jens seine Meisterprüfung im Büchsenmacherhandwerk ab.

Mit dieser Ausbildung schaffte Jens die Vorraussetzung für den heutigen Handwerksbetrieb, der mit dem Um- und Ausbau eines neuen Werkstattgebäudes 1996 von Suhl nach Zella-Mehlis umzog.

Vater Rolf und Sohn Jens gründeten am 19. November 1993 die "Ziegenhahn & Sohn oHG” und arbeiten als gleichberechtigte Partner eng zusammen. Während Rolf den gesamten technischen Bereich betreut, ist Jens für das Design der Waffen, die Schäfterei, die Qualitätskontrolle und den kaufmännischen Bereich zuständig. Mit zu ihrem Team gehören zwei Büchsenmacher, ein Gewehrschäfter und ein Lehrling.

Die Wiedervereinigung Deutschlands 1990 wirkte sich auf die Fa. Ziegenhahn & Sohn  positiv aus. Es stehen nun bessere Werk- und Hilfsstoffe zur Verfügung als in den Jahren zuvor. Die mechanische Fertigung konnte modernisiert werden. Das Streben des Junior-Chefs nach immer besserer Qualität hat sich auf die Mitarbeiter übertragen. Der Einstieg in den Bereich der Afrika-Jagdwaffen, z.B. der "Big Five”, zusätzlich zu den konventionellen Waffen, hat den Betrieb in seiner zukunftsorientierten Entwicklung sehr gut voran gebracht.

Seit 2003 besteht eine intensive Kooperation mit der Firma Krieghoff International Inc. in Ottsville Pennsylvania. Hierbei wird speziell für den amerikanischen Markt eine Seitenschloss-Doppelflinte hergestellt (Modell Krieghoff ESSENCIA)

2012 wurde die Firmierung geändert in Ziegenhahn & Sohn Jagdwaffen e.K.